- 1. Was ist Microsoft Azure ExpressRoute?
- 2. Warum Azure ExpressRoute?
- 3. Architektur von Azure ExpressRoute
- 4. Anwendungsfälle für Azure ExpressRoute
- 5. ExpressRoute Implementierung
- 6. Kostenüberlegungen und Pricing-Modelle
- 7. Sicherheit und Compliance
- 8. Best Practices für die Nutzung von ExpressRoute
- 9. Fazit
1. Was ist Microsoft Azure ExpressRoute?
Microsoft Azure ExpressRoute ist ein Dienst, der es Unternehmen ermöglicht, eine private Verbindung zwischen ihrem Rechenzentrum oder ihrer IT-Umgebung und Microsoft Azure herzustellen. Im Gegensatz zu Verbindungen über das öffentliche Internet bietet ExpressRoute eine dedizierte und sichere Leitung, die niedrigere Latenzzeiten, höhere Zuverlässigkeit und größere Bandbreiten ermöglicht.
ExpressRoute-Verbindungen bieten eine direkte, nicht-öffentliche Verbindung zu Azure, die über einen Anbieter von Netzwerkdiensten oder über einen Exchange-Provider bereitgestellt wird. Diese private Verbindung kann sowohl für den Zugriff auf Azure-Dienste als auch für die Anbindung an Microsoft-Cloud-Dienste wie Office 365 und Dynamics 365 genutzt werden.
2. Warum Azure ExpressRoute?
a) Höhere Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit
ExpressRoute bietet eine höhere Zuverlässigkeit im Vergleich zu Internet-basierten Verbindungen. Da es sich um eine private Verbindung handelt, ist die Wahrscheinlichkeit von Netzwerküberlastungen, Latenzproblemen oder Ausfällen, wie sie bei öffentlichen Internetverbindungen auftreten können, deutlich geringer.
b) Niedrigere Latenz
Durch die direkte Verbindung zu Microsoft Azure werden Latenzzeiten reduziert, was besonders wichtig für latenzkritische Anwendungen ist. Unternehmen, die Echtzeitanwendungen oder zeitkritische Dienste betreiben, profitieren erheblich von den niedrigen Latenzen, die ExpressRoute bietet.
c) Erweiterte Sicherheit
Da der Datenverkehr nicht über das öffentliche Internet geleitet wird, ist die Gefahr von Cyberangriffen und Abhörversuchen geringer. ExpressRoute bietet Unternehmen eine zusätzliche Sicherheitsebene, indem es den Datenverkehr über eine private Verbindung leitet.
d) Skalierbarkeit
ExpressRoute bietet die Möglichkeit, die Bandbreite der Verbindung flexibel an die Anforderungen des Unternehmens anzupassen. Dadurch können Unternehmen die Kapazität erhöhen, um wachsenden Datenmengen und zusätzlichen Nutzern gerecht zu werden.
3. Architektur von Azure ExpressRoute
Die Architektur von Azure ExpressRoute ist darauf ausgelegt, eine sichere und skalierbare Verbindung zwischen dem Unternehmensnetzwerk und Azure bereitzustellen. Die wichtigsten Komponenten der ExpressRoute-Architektur sind:
a) ExpressRoute Circuit
Ein ExpressRoute Circuit ist die Hauptkomponente, die die Verbindung zwischen dem Kundenstandort und Azure ermöglicht. Jeder Circuit bietet eine Verbindung mit einer bestimmten Bandbreite (z. B. 50 Mbps, 500 Mbps, 1 Gbps oder 10 Gbps) und besteht aus zwei unabhängigen Verbindungen für Redundanz.
b) Service Provider
ExpressRoute wird über einen Service Provider oder einen Exchange-Provider bereitgestellt. Der Service Provider stellt die physische Verbindung zwischen dem Kundenstandort und dem Azure Rechenzentrum her. Microsoft arbeitet mit einer Vielzahl von Anbietern weltweit zusammen, um sicherzustellen, dass ExpressRoute in den meisten Regionen verfügbar ist.
c) Private Peering und Microsoft Peering
ExpressRoute unterstützt zwei Hauptarten von Peering-Verbindungen:
- Private Peering: Diese Verbindung ermöglicht den Zugang zu den Azure-Diensten, die in einem virtuellen Netzwerk (VNet) laufen, z. B. virtuelle Maschinen und Cloud-Dienste.
- Microsoft Peering: Diese Verbindung bietet Zugriff auf Microsoft Cloud-Dienste wie Office 365, Dynamics 365 und Azure PaaS-Dienste.
d) Virtual Network Gateway
Das Virtual Network Gateway fungiert als Brücke zwischen dem Azure-VNet und dem ExpressRoute-Circuit. Es ermöglicht die Kommunikation zwischen den in Azure gehosteten Ressourcen und den On-Premises-Ressourcen des Unternehmens.
4. Anwendungsfälle für Azure ExpressRoute
Azure ExpressRoute ist für verschiedene Szenarien nützlich, darunter:
a) Hybride Cloud-Implementierungen
Für Unternehmen, die eine hybride Cloud-Strategie verfolgen, bietet ExpressRoute eine sichere und zuverlässige Verbindung zwischen ihrer On-Premises-Infrastruktur und Azure. Dies ermöglicht nahtlose Workload-Migrationen, Disaster Recovery-Lösungen und die Integration von On-Premises-Anwendungen mit Cloud-Diensten.
b) Datenintensive Anwendungen
Unternehmen, die große Datenmengen in die Cloud übertragen müssen, wie z. B. bei Big Data-Analysen, profitieren von den hohen Bandbreiten und der niedrigen Latenz von ExpressRoute. Die dedizierte Verbindung ermöglicht schnelle und effiziente Datenübertragungen.
c) Geschäftskritische Anwendungen
Für geschäftskritische Anwendungen, bei denen Verfügbarkeit und Leistung von größter Bedeutung sind, bietet ExpressRoute die erforderliche Stabilität und Zuverlässigkeit. Dazu gehören Finanzanwendungen, Gesundheitslösungen und andere Anwendungen, die keine Ausfallzeiten tolerieren.
d) Office 365 und Dynamics 365
Durch die Nutzung von Microsoft Peering können Unternehmen eine direkte Verbindung zu Office 365 und Dynamics 365 herstellen, was die Benutzererfahrung verbessert und die Sicherheit erhöht.
5. ExpressRoute Implementierung
Die Implementierung von Azure ExpressRoute erfolgt in mehreren Schritten:
a) Anbindung an einen Service Provider
Der erste Schritt besteht darin, einen geeigneten Service Provider auszuwählen, der ExpressRoute in der gewünschten Region anbietet. Dieser Anbieter stellt die physische Verbindung zwischen dem Unternehmensnetzwerk und Azure her.
b) Einrichten des ExpressRoute Circuits
Nach der Auswahl des Service Providers wird der ExpressRoute Circuit im Azure-Portal konfiguriert. Hier werden die gewünschte Bandbreite und die Peering-Optionen ausgewählt.
c) Konfiguration des Virtual Network Gateways
Das Virtual Network Gateway muss im entsprechenden Azure-VNet eingerichtet werden, um die Kommunikation zwischen dem Unternehmensnetzwerk und den Azure-Ressourcen zu ermöglichen.
d) Peering-Verbindungen konfigurieren
Abhängig von den Anwendungsfällen müssen Private Peering und Microsoft Peering konfiguriert werden, um den Zugriff auf die gewünschten Azure- und Microsoft-Dienste zu ermöglichen.
e) Testen und Überwachen
Nach der Implementierung ist es wichtig, die Verbindung zu testen und sicherzustellen, dass die gewünschten Anforderungen erfüllt werden. Überwachungs- und Management-Tools in Azure ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung der Leistung und Verfügbarkeit der ExpressRoute-Verbindung.
6. Kostenüberlegungen und Pricing-Modelle
Die Kosten für Azure ExpressRoute hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter:
- Circuit-Kapazität: Die Bandbreite des gewählten ExpressRoute Circuits bestimmt einen großen Teil der Kosten.
- Datenübertragung: Die Menge der übertragenen Daten wird ebenfalls in Rechnung gestellt, wobei es unterschiedliche Preisstrukturen für eingehenden und ausgehenden Datenverkehr gibt.
- Peering-Optionen: Die Nutzung von Private Peering und Microsoft Peering kann zusätzliche Kosten verursachen, je nach Umfang und Art der genutzten Dienste.
Microsoft bietet verschiedene Preispläne an, die es Unternehmen ermöglichen, das Modell zu wählen, das ihren Anforderungen am besten entspricht. Es ist wichtig, die Kosten im Voraus sorgfältig zu planen und das Nutzungsverhalten regelmäßig zu überwachen, um Überraschungen zu vermeiden.
7. Sicherheit und Compliance
Azure ExpressRoute bietet erweiterte Sicherheitsfunktionen, indem es den Datenverkehr über eine private Verbindung leitet, die vom öffentlichen Internet isoliert ist. Darüber hinaus unterstützt ExpressRoute die Einhaltung verschiedener branchenspezifischer Compliance-Standards, einschließlich HIPAA, ISO/IEC 27001 und SOC 1/2/3.
Unternehmen können zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen implementieren, wie z. B. die Verschlüsselung des Datenverkehrs, Firewalls und Netzwerksicherheitsgruppen (NSGs), um den Schutz sensibler Daten weiter zu verbessern.
8. Best Practices für die Nutzung von ExpressRoute
Um das Beste aus Azure ExpressRoute herauszuholen, sollten Unternehmen einige bewährte Verfahren befolgen:
a) Redundanz einplanen
Stellen Sie sicher, dass Ihre ExpressRoute-Verbindung redundant ist, um Ausfälle zu vermeiden. Dies kann durch die Implementierung von zwei unabhängigen Circuits in verschiedenen Rechenzentren erreicht werden.
b) Regelmäßige Überwachung
Nutzen Sie Azure Monitor und andere Überwachungstools, um die Leistung und Verfügbarkeit Ihrer ExpressRoute-Verbindung kontinuierlich zu überwachen. So können Sie frühzeitig auf mögliche Probleme reagieren.
c) Netzwerksegmentierung
Segmentieren Sie Ihr Netzwerk und nutzen Sie Netzwerksicherheitsgruppen (NSGs), um den Datenverkehr zu kontrollieren und unbefugten Zugriff zu verhindern.
d) Optimierung der Bandbreitennutzung
Analysieren Sie regelmäßig die Bandbreitennutzung und passen Sie die Kapazität Ihrer ExpressRoute-Verbindung an, um sowohl Kosten zu optimieren als auch Leistungseinbußen zu vermeiden.
e) Dokumentation und Schulung
Dokumentieren Sie Ihre ExpressRoute-Konfiguration und schulen Sie Ihr IT-Personal im Umgang mit der Technologie, um eine reibungslose Verwaltung und Problembehebung sicherzustellen.
9. Fazit
Microsoft Azure ExpressRoute ist eine leistungsstarke Lösung für Unternehmen, die eine sichere, zuverlässige und performante Verbindung zu Microsoft Azure und anderen Microsoft-Cloud-Diensten benötigen. Durch die Bereitstellung einer privaten Verbindung bietet ExpressRoute nicht nur Vorteile in Bezug auf Sicherheit und Leistung, sondern auch die Flexibilität, hybride Cloud-Strategien zu unterstützen und geschäftskritische Anwendungen zu optimieren.
Für Unternehmen, die große Datenmengen verarbeiten, niedrige Latenzen benötigen oder hohe Sicherheitsanforderungen haben, ist ExpressRoute eine unverzichtbare Komponente in der modernen IT-Infrastruktur. Mit der richtigen Planung, Implementierung und Verwaltung kann ExpressRoute dazu beitragen, die Cloud-Strategie Ihres Unternehmens auf die nächste Stufe zu heben.